Abenteuer Kläranlage

Am 09.07.2020 fand die Besichtigung der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Penzing-Weil von den Bürgermeistern und den Gemeinderäten beider Gemeinden statt. Es zeigte sich schnell, dass dieser Ausflug eine besondere Herausforderung, nicht nur an die geruchsempfindliche Nase, sondern auch in ästhetischer Hinsicht (die Farben Braun, Ocker und Gelb waren sehr dominant), darstellte.

Wer sich bei der letzten Kanal- und Abwasserabrechnung der Gemeinde mal wieder so richtig geärgert hat uns sich, so wie ich mir, gedacht hat:“ Ja Herrschaftszeitn, warum is des jedsmal so teuer?“ Der lasse sich Folgendes gesagt sein:

DIe KLäranlage beginnt mit einem komplizierten, kilometerlangen System aus Abwasser und Kanalrohren, von den Haushalten durch die Ortschaften, bis hin zur Kläranlage. Dass auch Abwasser ganz von selbst bergab fließt, dürfte jedem klar sein. Aber wie kommt´s denn den Berg rauf? Es gibt doch Höhenunterschiede. In unserem Fall wird das Abwasser an den entsprechenden Stellen über hydraulische Pumpen nach oben befördert. Allein die Gemeinde WEil braucht 11 Pumpen zum reibungslosen Ablauf. Je nachdem was diese Pumpen so befördern müssen, können sie ab und an mal verstopfen und müssen aufwendigst gereinigt und teuerst repariert werden. Die mechanischen, biologischen und chemischen Reinigungsschritte innerhalb der Kläranlage kennen wir alle entweder noch aus der eigenen Schulzeit oder weil wir es mit den eigenen Kindern, bis zum Umfallen, für die Probe im Heimat und Sachkundeunterricht pauken mussten. Während der einzelnen Reinigungsschritte wird sehr viel Technik eingesetzt und ordentlich Strom verbraucht. Das kostet Geld. Ebenso ist die tägliche Probenentnahme und Auswertung, um giftige Stoffe frühzeitig zu erkennen und herauszufiltern, nicht umsonst. Eine Spezialität der Kläranlage in WEil ist die Klärschlammtrocknungsanlage. Diese habe seinerzeit 1 Mio. Euro in der Anschaffung gekostet. Sie führt durch Wasserentzug aus dem Klärschlamm zu einer starken Volumen und Gewichtsreduktion. Der Klärschlamm muss am Ende, aufgrund seiner Belastung, in der Verbrennungsanlage auswärts entsorgt werden. Durch den Wasserentzug und die Gewichtsreduktion können hier Kosten gespart werden. Dennoch haben sich die Kosten für die Klärschlammentsorgung in den letzten Jahren nahezu verdreifacht. Spezielle Reinigungsverfahren wie eine Ozon oder UV-Bestrahlung, um letzte Rückstände von Arzneimitteln, Pestiziden und anderen Chemikalien aus dem Klärwasser herauszulösen, gibt es in unserer Kläranlage leider noch nicht. Dennoch handelt es sich um ein kleines Wunderwerk der Technik.

Und wer sich nun immer noch über die Höhe seiner Abgaben für Abwasser und Kanalgebühren wundert, sollte lieber froh sein, dass die Zeiten des Donnerbalkens vorbei sind und möglichst wenig Fett, feuchtes Toilettenpapier, Parfümfläschchen (zuletzt in einer verstopften hydraulischen Pumpe entdeckt worden) und andere ungeeignete Dinge in der Toilette hinunterspülen. Dann nämlich könnten die Kosten für unsere Abwasserentsorgung reduziert werden.

von Jeannette Witta